Claus Offe (Hg.)
Demokratisierung der Demokratie
Diagnosen und Reformvorschläge
Frankfurt am Main: Campus Verlag 2003
Nicht nur Wahlkämpfe bringen es an den Tag: Der demokratische Entscheidungsprozess funktioniert nicht so, wie er in Verfassungen beschrieben wird. Werden Akteure mit demokratischem Mandat an den Rand gedrängt, während nicht-legitimierte und nichtöffentliche Gremien das politische Geschehen bestimmen? In Verfassungstexten jedenfalls ist von Fernsehduellen, Verhandlungen zwischen Regierung und Verbänden, „Bündnissen“, Kommissionen und Koalitionsausschüssen nicht die Rede, und von Brüsseler „blauen Briefen“ erst recht nicht. Andererseits bleiben auch die Leistungen, d.h. die „Problemlösungen“ demokratischer Politik hinter den Versprechungen der Politiker wie hinter den Erwartungen der Bürger oft zurück. Die Folge kann sein, dass diese sich von der „offiziellen Politik“ – oder sogar von der politischen Gesellschaft insgesamt – innerlich verabschieden. Dieser Band versammelt Beiträge prominenter Politikwissenschafter, die solche Defizite analysieren und ihre Vorschläge für eine Reform der Demokratie begründen. Die Vorschläge haben auch durchaus Bedeutung für Reformdiskussionen, wie sie im Österreich-Konvent geführt wurden.
Gliederung
Einleitung
Claus Offe: Reformbedarf und Reformoptionen der Demokratie
Teil 1: Demokratiereform: Erfahrungen, Kriterien, Aussichten
Klaus von Beyme: Demokratiereform als Reform der parlamentarischen Parteiendemokratie
Wolfgang Merkel: „Eingebettete“ und defekte Demokratien: Theorie und Empirie
Michael Th. Greven: Sind Demokratien reformierbar? Bedarf, Bedingungen und normative Orientierungen für eine Demokratiereform
Teil 2: Die Ermächtigung der Stimmbürger
Heidrun Abromeit: Nutzen und Risiken direktdemokratischer Instrumente
Manfred G. Schmidt: Lehren der Schweizer Referendumsdemokratie
Claus Leggewie/ Christoph Bieber: Demokratie 2.0. Wie tragen neue Medien zur demokratischen Erneuerung bei?
Philippe C. Schmitter: Wie könnte eine „postliberale“ Demokratie aussehen? Skizzenhafte Vermutungen und Vorschläge
Teil 3: Die Neujustierung der Beziehung zwischen Institutionen
Arthur Benz: Demokratiereform durch Föderalisierung?
Dieter Grimm: Lässt sich die Verhandlungsdemokratie konstitutionalisieren?
Gerd Grözinger: Die „Vereinigten Parlament von Europa“ und weitere Überlegungen zur subsidiären Demokratie
Michael Zürn: Global Governance in der Legitimationskrise?
Teil 4: Wider die Deformation demokratischen Machtgebrauchs
Ulrich K. Preuß: Die Bedeutung kognitiver und moralischer Lernfähigkeit für die Demokratie