Grotz,
Florian
„Europäisierung“ der Bundesstaatsreform? Zur Übertragung des
EU-Konventsmodells in Deutschland und Österreich
In: Politische Vierteljahresschrift, 46. Jg. (2005), S.
110-131.
Während der Arbeiten des „EU-Verfassungskonvents“ wurden im
Rahmen nationalstaatlicher Reformprozesse in Deutschland und Österreich
ähnliche Gremien gebildet. Dieser Beitrag analysiert diese neuartige Form von
„Europäisierung“ unter einer doppelten Fragestellung: Warum erschien der
konvent nur in den zwei benannten EU-Staaten als attraktives Modell? Und: Wie
erklären sich die Differenzen zwsichen beiden Reformvorhaben? In Umkehrung der
verbreiteten These, nach der die Inkompatibilität von nationaler und
europäischer Ebene als notwendige Voraussetzung für „Europäisierung“ gilt, wird
hier argumentiert, dass kontextuelle Isomorphien zwischen der EU und
Deutschland bzw. Österreich die Anziehungskraft der Konventslösung begränden;
Unterschiede des Modelltransfers sind auf Besonderheiten der nationalen
Reformkontexte zurückzuführen.
Inhaltsübersicht:
1. Einleitung
2. Die
Übertragung des Konventsmodells als „Europäisierung“: ein Analyserahmen
3. Der
„EU-Konvent“ als Verfahrensmodell für die Bundesstaatsreform in Deutschland und
Österreich
3.1 Das
europäische Modell: der „EU-Verfassungskonvent“
3.2 Selektive
Orientierung am EU-Vorbild: Föderalismuskonvent und Bundesstaatskommission in
Deutschland
3.3 Übernahme
des EU-Modells: der „Österreich-Konvent zur Staatsreform“
3.4 Zwischenfazit:
„EU-Verfassungskonvent“ und Reformgremien in Deutschland
und Österreich im Vergleich
4. Konventsmodell
und verfassungsreformen in Mehrebenensystemen: kontextuelle Isomorphien und
Differenzen zwischen europäischer Union, Deutschland und Österreich
4.1 Materiell-inhaltliche
Ausgangsbedingungen: historische Reformbilanz und
aktueller Reformbedarf
4.2 Institutionelle
Struktur: „exekutivlastige“ Willensbildung und inklusives
Zustimmungserfordernis
4.3 Die
Akteursdimension: reformorientierte Interessenskonstellationen und
verfahrensbezogene Präferenzen
5. „Europäisierung“
der Bundesstaatsreform: die kontextbedingte Anziehungskraft des Konventsmodells