Kneucker, Raoul
Gott
über der, in der, unter der Verfassung?
Ein Beitrag zur Debatte
über den Gottesbezug in einer neuen österreichischen Bundesverfassung.
In: Zeitschrift für
evangelische Ethik 4/2004, S. 278-290.
Der Autor setzt sich kritisch mit der österreichischen
Diskussion über die Einfügung einer Präambel und eines Gottesbezuges in einer
neuen Verfassung auseinander. Er analysiert die politische Auseinandersetzung
und erläutert den Standpunkt der christlichen Kirche ausführlich. Sein
Hauptanliegen ist es aber, staatsrechtliche und verfassungshistorische Aspekte
in die Diskussion einzubringen. Angelpunkt dafür ist das Menschenbild und die
Garantie der Freiheit des Gewissens in europäischen Rechtssystemen. Dies
erläutert er anhand der Traditionen der Aufklärung, die den Mensch kraft seines
Menschseins in den Mittelpunkt stellt. Die Menschenrechte garantieren dafür.
Kneucker lehnt eine Präambel nicht prinzipiell ab und
erachtet beispielsweise die Präambel für den Europäischen Verfassungsvertrag
als durchaus gelungen. Er fragt aber, ob es ausreicht, bestimmte Formulierungen
in Präambeln festzuhalten, oder ob es nicht zielführender wäre, in der
Verfassung Rechte des Menschen und Begrenzung staatlichen Handelns deutlicher zu
normieren. Zuletzt erinnert er daran, was es heißt, Gott „unter die Verfassung“
zu stellen und für politische Ziele zu instrumentalisieren. Dabei geht er auf
die historische Entwicklung in Österreich und aktuelle Fragen des
Minderheitenschutzes ein.