Arbeitsgemeinschaft „Civil Society in Österreich“
der Österreichischen Forschungsgemeinschaft:
Open-Space-Forum: Wissenschaftliche Enquete zur
Verfassungsreform
23. April 2004, Kultursaal des Priesterseminars,
Boltzmanngasse 9, 1090 Wien
Zur Halbzeit des Österreich-Konvents veranstaltete die ARGE
„Civil Society in Österreich“ ein Open-Space-Forum. Zivilgesellschaftliche
Einrichtungen und Organisationen sollten mit SozialwissenschafterInnen,
JuristInnen und Konventsmitglieder in offener Form ihre Vorstellungen zu einer neuen
österreichischen Verfassung zu diskutieren. Einige Monate zuvor hatte die ARGE
„Civil Society in Österreich“ ein sozialwissenschaftliches Monitoring
gestartet, das den Entscheidungsprozess und die inhaltlichen Diskussionen des
Konvents aus der Sicht der zivilgesellschaftlichen Frei- und Gestaltungsräume
analysieren und öffentlich darstellen sollte. Auf dieser Basis sollte im Rahmen
des Open-Space-Forums eine Analyse der Konventsdiskussionen und
Konventsvorschläge vorgenommen werden. Diese sollte die Grundlage für eine
Beurteilung der Auswirkungen der Verfassungsvorschläge für künftiges
zivilgesellschaftliches Handeln in Österreich bilden.
Das Open-Space-Forum war ursprünglich für zwei Tage
angesetzt, aufgrund der geringen Teilnehmerzahl wurde das Programm allerdings
auf einen Tag gekürzt. In einleitenden Stellungnahmen unternahmen der
Generalsekretär der ÖFG, Dr. Emil Brix, und Univ. Prof. Dr. Heinrich
Neisser den Österreich-Konvent jeweils eine kritische Analyse des
Konventsprozesses. Brix fragte insbesondere, welche Legitimation der
Konvent vorweisen könne, und ob man den Konventsprozess überhaupt unterstützen
solle. Neisser sah den Konvent in der etatistischen Reformtradition
Österreichs. Er erachtete es zwar für positiv, dass zwar nicht im, dafür aber
beim Parlament über die Verfassung diskutiert wird, er vermisste aber eine
tatsächlich grundsätzliche Orientierung in der Diskussion. Ebenso ortete er
eine Passivität der Bevölkerung gegenüber der Verfassung. In Hinblick auf die
Verantwortlichen im Konventsprozess konstatierte er eine Unfähigkeit,
grundsätzliche Diskussionen zu organisieren und durchzuführen. Längerfristig
bestehen für ihn nur dann Chancen für eine Verfassungsreform, wenn die Impulse
dazu aus der Zivilgesellschaft kommen.
Anschließend präsentierten Dr. Bernhard Martin, Gerd
Valchars und Mag.a Alice Gruber die Zwischenergebnisse
des Konventsmonitorings. Am Nachmittag wurde in Arbeitsgruppen über einzelne
Themen des Österreich-Konvents diskutiert.
Programm und Inhalte:
Freitag,
23. April 2004
10.00
Uhr: Eröffnungsplenum
Begrüßung
Leiter der ARGE "Civil Society", Emil Brix
"Verfassung
und Zivilgesellschaft"
Einführender Vortrag von Heinrich Neisser, Präsident der ÖFG,
Nationalratspräsident a. D.
Moderation:
Gertrude Brinek, Wien
Erste
Ergebnisse des Konventmonitoring: Berichte der Raporteure
–
Staatsaufgaben, Staatsziele, Grundrechte (Bernhard Martin, Wien)
–
Verwaltung / Demokratische Kontrolle und Kompetenzverteilung
(Alice Gruber, Linz)
–
Staatliche Institutionen, Wahlen (Gerd Valchars, Wien)
Aussprache
14.30
Uhr: Arbeitsgruppen
1.
Staats- und Gesellschaftsziele
Wichtig
erscheint es, die Repräsentanten zivilgesellschaftlicher Akteure zu motivieren,
eine positive Positionsbestimmung vorzunehmen, d.h. diese sind gebeten, sich,
ihre Organisation und deren Aufgaben zu definieren, zu beschreiben, was in die
"Organisationshoheit" der Zivilgesellschaft gehört und was nicht,
dementsprechend Erwartungen an "den Staat" zu formulieren, welche
Aufgaben er übernehmen und in welchen Feldern er Freiräume sichern soll.
Folgende Fragen könnten zentral sein:
2.
Österreich in Europa und in der Welt, Europa und die Welt in Österreich
Hier
sollte die Wirkung der zunehmenden europäischen Integration auf die Entwicklung
der Zivil-gesellschaft in Österreich diskutiert werden: Wie wirkt sich die
Herausbildung einer europäischen Zivilgesellschaft mit den einhergehenden
Machtstrukturen auf lokale und regionale zivilgesellschaft-liche Initiativen
aus (Beispiele: Alpentransit, Wasser- und Energiepolitik)? Ist es Aufgabe der
nationalen Verfassung und der nationalen Politik ein Mindestmaß an
Partizipationsmöglichkeit für lokale bis national agierende
zivilgesellschaftliche Initiativen zu garantieren? Welche Anforderungen stellen
die Herausbildung transnationaler Strukturen (von UNO bis Green Peace) und auch
transnationaler Risiken (Seuchen, Terrorismus usw.) an eine moderne Verfassung?
Kann dafür überhaupt Vorsorge getroffen werden?
Weitere
Vorschläge: Bedeutung der Neutralität und/oder Alternativen?,
Wettbewerbsfähigkeit Österreichs in Bezug auf Wirtschaft und Demokratie
17.30
Uhr: Plenum II
Moderation: Christiana Weidel, World of NGO,
Civicus
Zwischenberichte
aus den Arbeitsgruppen
Samstag, 24. April 2004 (A B G
E S A G T)
9.30
Uhr: Fortsetzung der Arbeitsgruppen
Perspektiven
für den Österreich-Konvent. Arbeitsperspektiven für die Weiterentwicklung
zivilgesellschaftlicher Strukturen in Österreich und in der EU
12.00
Uhr: Schlussplenum
Moderation:
Jürgen Nautz, Wien/Kassel