Gusenbauer, Alfred
Gesellschaftliche Vielfalt und politische
Steuerungsfähigkeit.
Zum Sinn einer Verfassungsreform.
In: Khol, Andreas/Ofner, Günther/Burkert-Dottolo,
Günther/Karner, Stefan (Hg.): Österreichisches Jahrbuch für Politik 2003
Wien: Verlag für Geschichte und Politik 2004, S. 261-270.
Alfred Gusenbauer, Bundesparteivorsitzender der SPÖ, legt in diesem Beitrag
seine Standpunkte zum Österreich-Konvent und zur Verfassungsreform dar.
Zunächst rekapituliert er seinen Vorschlag zur Einsetzung eines
Österreich-Konvents und vergleicht diesen mit der tatsächlichen Umsetzung. Zu
den inhaltlichen Fragen einer Verfassungsreform stellt er fest, dass sich
Österreich in keiner Verfassungskrise befindet. Wenn man dennoch zu Recht über
eine Neufassung der österreichischen Bundesverfassung nachdenkt, so besteht für
Gusenbauer die eigentliche Herausforderung darin, gleichzeitig die
Realität der gesellschaftlichen Vielfalt anzuerkennen und die politische
Handlungsfähigkeit des politischen Systems zu gewährleisten. Die Integration
eines Katalogs von Grundrechten und eine aktuelle Definition von Staatszielen
können im Verbund mit zeitgemäßen Verfahrensregeln für das politische Handeln
am ehesten die Voraussetzungen für eine so geartete Balance schaffen. Das wären
für Gusenbauer Minimalanforderungen, um am Ende des Konvents wirklich
von einer neuen Verfassung sprechen zu können.